Einem Kommentar von NÖN-Herausgeberin Gudula Walterskirchen widersprach Hausarzt Max Wudy aus Bad Vöslau. Daraus entspann sich ein interessanter Dialog. Walterskirchen hatte sich in ihrem Kommentar Impfreaktionen und möglichen Behandlungsmethoden von Covid19 gewidmet. Dabei dürfte sie mittlerweile längst widerlegten internationalen Abhandlungen aufgesessen sein, wie Wudy mittels einer detailreichen Abhandlung sowie anerkannten Studien darlegt. (HIER ZUR VORGESCHICHTE). Das lässt Walterskirchen, eine promovierte Historikerin, nicht gelten. Sie antwortet erneut, worauf Mediziner Wudy nochmals repliziert.

Folgend der ungekürzte Dialog:

S.g. Dr. Wudy!

Vielen Dank für Ihre Zuschrift. Ich beziehe mich bei den Todesfallzahlen auf einen Bericht des Public Health England vom 18. Juni 2021. Die Daten haben auch mich überrascht, es handelt sich aber um eine öffentliche Stelle und daher seriöse Quelle.

Was die „Impfungen“ angeht, so können diese nachweislich weder die Ansteckung, noch die Weitergabe verhindern, wodurch das Erreichen einer Herdenimmunität auf diese Weise, wie Ihnen ja sicher bekannt ist, nicht zu erreichen sein wird. Die Fälle von Infizierten und Erkrankten, die zweifach geimpft sind, häufen sich nun auch bei uns.

Bei den Medikamenten ist vor allem Ivermectin sehr effektiv, wie die mittlerweile solide internationale Daten- und Studienlage zeigt. Auch in Österreich wird dieses Präparat seit längerer Zeit angewendet, selbst bei Schwerkranken sehr erfolgreich, wie mir Intensivmediziner in Wien und Graz berichtet haben.

Ich hoffe, Ihnen damit gedient zu haben und grüße Sie herzlich,

Gudula Walterskirchen

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Antwort von Dr. Max Wudy

Sehr geehrte Frau Dr. Walterskirchen,

vielen Dank für Ihre E-Mail. Die von Ihnen zitierten Zahlen, die am 8. Juni von Public Health veröffentlicht wurden, verführen leider allzu leicht zu falschen Interpretationen. Ich habe mich damit eingehender auseinandergesetzt und die Daten hier für Sie aufbereitet. Ich würde mich freuen, wenn Sie auch diese aufbereiteten und interpretierten Zahlen für ein weiteres Editorial heranziehen würden, zumal Ihr Artikel bereits von militanten Impfgegner auf Facebook und anderen „sozialen Medien“ fleißig geteilt wird.

Die Ausgangsbasis sind die Originalzahlen vom 18.6.:

Die veröffentlichten Daten vom 18. Juli wurden mit der neueren Veröffentlichung vom 25. Juni ergänzt, da diese genauere und ausführlichere Zahlen enthält. Hier die Darstellung ohne Berücksichtigung der Altersverteilung:

Betrachtet man diese Tabelle, kommt man zu dem Schluss, dass knapp über 0,64 % aller Zweifachgeimpften, aber weniger als 0,1 % der Ungeimpften an Covid 19 gestorben sind, also tatsächlich mehr als sechsmal so viele.

Auch die Zahlen eine Woche später zeigen ein ähnliches Bild, das Sterberisiko für Geimpfte scheint hier dreimal höher. Die Zahlen sind wie gesagt korrekt – die Schlussfolgerung, dass dies ein höheres „Sterberisiko“ zeige, aber nicht, denn sie beziehen das Alter der betroffenen Personen nicht mit ein.

Der Bericht vom 25. Juni ist detaillierter als der vom 18. Juni – er schlüsselt die Infizierten auch nach Altersgruppen auf. Es zeigt sich, dass 98,19 Prozent der Ungeimpften, die sich mit der Delta-Variante infizierten, jünger als 50 Jahre waren. Bei den Geimpften waren nur 72,42 Prozent unter 50 Jahre alt.

Unter den geimpften Infizierten waren also viel mehr ältere Menschen – und bei diesen ist das Risiko, an Covid-19 zu sterben, bekanntlich höher. Deshalb ergibt ein Vergleich der Zahlen ein verzerrtes Bild.

Stellt man den Vergleich innerhalb der Altersgruppen an, sieht es ganz anders aus: Bei den Unter-50-Jährigen starben sowohl bei Geimpften als auch Ungeimpften rund 0,01 Prozent. Bei den Über-50-Jährigen dagegen starben von den Geimpften rund 0,91 Prozent – bei den Ungeimpften aber rund 3,89 Prozent.

Die Daten aus Großbritannien sind also kein Beleg, dass sich das Sterberisiko an der Delta-Variante durch die Impfung erhöht. Sie zeigen bei älteren Menschen sogar das Gegenteil, nämlich eine mehr als viermal so hohe Sterberate bei Ungeimpften.
Zudem ist zu sagen, dass auch in Großbritannien die Risikogruppen priorisiert wurden und so hoch vulnerable Patientinnen und Patienten genau in der Gruppe der Geimpften zu finden sind, während sich in der Gruppe der Ungeimpften vor allem gesunde Menschen befinden. Und trotzdem ist das Risiko an Covid 19 zu sterben, in dieser Gruppe viermal höher.

Auch Ihre Behauptung, dass die Impfung weder die Ansteckung noch die Weitergabe verhindern kann, ist nicht ganz richtig. Natürlich gibt es im Leben und in der Medizin keine 100-prozentige Sicherheit. Aber die Impfung reduziert, wie jede Impfung bisher, sowohl die Weitergabe als auch die Ansteckung beträchtlich. Hier ein Ausschnitt aus einem Interview mit Professor Dr. Ursula Wiedermann-Schmidt, Mitglied des Nationalen Impfgremiums und Leiterin des Instituts für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der MedUni Wien und seit neuestem auch Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert Koch Instituts.

„Wie beurteilen Sie generell die Wahrscheinlichkeit einer Transmission durch Geimpfte?

Es ist davon auszugehen, dass die Transmission durch die Impfung sehr effektiv reduziert wird. Hier liegen zunehmend bereits sehr beeindruckende Daten vor, die uns große Hoffnung geben. Allerdings ist es ein Unterschied, ob man Transmission unter Immungesunden beurteilt oder in Richtung immuninkompetente Personen. Hier müssen wir wachsam bleiben. Im Kontakt mit alten Menschen, mit Krebspatienten unter Therapie, mit Immunsupprimierten, eventuell auch mit Personen unter Biologika-Therapie muss berücksichtigt werden, dass ihre Immunantwort unter Umständen schwächer ist und sie daher empfänglicher bleiben – auch gegenüber Varianten, die bei einem Gesunden vielleicht weniger gefährlich sind als bei einem Kranken. Solange wir keine Daten zum Transmissionsrisiko haben, ist es trotz Impfung wichtig, im Kontakt mit chronisch Kranken und Immunsupprimierten vorsichtig zu bleiben, um die Übertragungswahrscheinlichkeit zu reduzieren.“ Das ganze Interview mit Ursula Widermann-Schmidt können Sie hier nachlesen

 

Impfungen verhindern über 90 Prozent aller Infektionen

Mittlerweile weiß man bereits aus veröffentlichten Zahlen aus Israel und den USA, dass weit über 90 % aller Infektionen durch die Impfung verhindert werden können. Eine Herdenimmunität werden wir allerdings sicher erreichen, wenn nicht durch die Impfung, dann durch die Krankheit. Der Preis allerdings wird sehr hoch sein.
Ebenfalls nicht nachvollziehen kann ich Ihre Aussagen über Ivermectin. Vor der Anwendung dieses Medikaments wird sowohl von der WHO als auch von der EMA dringend gewarnt. Auch Cochrane und der Arzneimittelbrief, beides unabhängige Institutionen mit tadellosem Ruf, warnen vor der Anwendung.

Meine Recherchen in Wien und Niederösterreich haben folgendes ergeben:

In keiner großen Intensivstation wird Ivermectin angewandt. Auch im AKH Wien kommt Ivermectin nicht zum Einsatz, wie mir mein Freund Professor Dr. Franz Pusch berichtet hat. Professor Dr. Wenisch verwendet dieses Medikament in seiner Abteilung ebenfalls nicht.
Die Invitro Versuche haben ja ergeben, dass die Virenaufnahme hemmende Wirkung erst mit der sechsfachen toxischen, tödlichen Dosis auftritt. Über Literatur der von Ihnen berichteten Wirkung wäre ich daher sehr dankbar.
Auch internationale Experten, und Dr. Armin Fiedler zählt sicherlich dazu, glauben nicht, dass es in nächster Zeit wirksame Medikamente gegen die Pandemie geben wird. In einem ORF Interview dämpfte er die Hoffnung auf ein bald verfügbares antivirales Medikament:

„Bereits im Herbst könnte es die ersten Medikamente gegen Covid-19 geben, die Forschung läuft auf Hochtouren und bestimmte Präparate werden bereits getestet, einige stehen vor der Zulassung. Der Vorarlberger Gesundheitsexperte und CoV-Beauftragte der Landesregierung Armin Fidler ist skeptisch, dass die Pandemie damit besiegt werden kann.“ (https://vorarlberg.orf.at/stories/3114181/)

Sehr geehrte Frau Dr. Walterskirchen, aufgrund Ihres Artikels haben einige Patienten den zweiten Impftermin abgesagt. Der Unterschied zwischen Anekdote und Evidenz mag in vielen Berufsgruppen nebensächlich sein, in meinem Beruf ist dieser Unterschied häufig tödlich. Ich ersuche Sie daher im Sinne von Public Health, Ihre Aussagen nach Möglichkeiten zu aktualisieren.

Hochachtungsvoll,

Max Wudy

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