Bewohner in Pflegeheimen benötigen oft eine Dauermedikation. Dabei ist wichtig, dass sie zuverlässig die richtigen Medikamente zur Verfügung gestellt bekommen. In einem Pflegeheim im niederösterreichischen Waldviertel wurde die Verteilung der benötigten Arzneien vom geschulten Pflegepersonal durchgeführt. Nun wurde dies ausgelagert – nicht zuletzt auch um Personal zu sparen. Ein Salzburger Unternehmen verschweißt nach Vorgabe von Ärztin und Apotheke die Pulver in Plastikbehälter. Dabei sollen schwerwiegende Fehler passiert sein.

Ärztin verhindert schwere Gesundheitsschäden

Eine aufmerksame Hausärztin entdeckte nun einen gefährlichen Fehler: Einer Patientin soll vom „Blisterzentrum“ eine vierfach überhöhte Dosis eines Entwässerungsmittels geliefert worden sein. „Warum und wer meine Verschreibung einfach eigenständig veränderte und die Dosis des Entwässerungsmittel erhöhte ist mir ein Rätsel“, erklärt Dr. Daniela M. (Name d. Red. bekannt) gegenüber hausarzt:konkret. Vermutet wird ein Fehler bei der computergesteuerten Abpackung. Die Dosis von 160 mg statt 40 mg hätte schwere gesundheitliche Schäden verursachen und aufgrund Elektrolytmangels sogar zum Tod der Patientin führen können.

Erst medialer Bericht brachte Reaktion

Die Hausärztin hatte die Sachlage bereits bei der zuständigen Fachabteilung des Landes Niederösterreich als Betreiber der Pflegeeinrichtung gemeldet und keine Antwort erhalten. Erst als der Vorfall medial aufgegriffen wurde, reagierte man seitens der Verantwortlichen. Dort relativierte man die Angelegenheit, da der Fehler noch rechtzeitig entdeckt worden sei. Fachkundige Insider erklärten allerdings, dass es nur der Ärztin zu verdanken war, die zufällig bei einer Visite die falsche Medikation entdeckte.

Fehlerhafte Auslieferung häufte sich

Es sei in letzter Zeit immer wieder zu fehlerhaften Lieferungen von Arzneimittel gekommen. Das Problem: Seit Umstellung auf die computergesteuerte Medikamentenbereitstellung haben die behandelnden Ärzte ihre Rezepte direkt an ein Unternehmen in Salzburg zu melden. Oft würden nach vorübergehenden Spitalsaufenthalten von Heimbewohnern andere Medikamente benötigt, was aber im ausgelagerten vollautomatisierten Verteilprozess nicht berücksichtigt werde.

Eine Reaktion der Landesagentur für Gesundheit erfolgte erst nach einem Bericht in der Tageszeitung Heute

(wp/SEP2021)

Foto: hausarzt:konkret

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